Jetzt gerade sitze ich nach einem weiteren Fahrerwechsel auf dem Rücksitz unseres Toyoty Camry, lasse den Blick über die Ebenen schweifen, die in wunderbaren Brauntönen an uns vorüberziehen und habe gerade Freude daran, weiterzuschreiben. Soeben haben wir, nebenbei bemerkt, nicht nur unser erstes „schlafendes“ Känguruh am Straßenrand sondern auch die Grenze nach Victoria passiert, somit ist es jetzt eine halbe Stunde später als in Adelaide.
Es ist erstaunlich, wie anders die Landschaft hier ist. Es ist Frühling hier, bei 32 Grad im Schatten. Der Wein wächst rund um Adelaide neben strohbraunen Hügeln in der Ebene, auf den Feldern liegen die Strohballen wie bei uns im Spätsommer. Daran kann man erahnen, wie heiß es hier in einzwei Monaten sein wird.
Eukalyptusbäume säumen die Straßen entlang der scheinbar endlos weiten Ebenen. Deutlich erkennbar haben sie über weite Strecken zumindest einmal schon gebrannt, was ihnen eine gewisse Anmut verleiht. Schlanke graue Stämme, an denen wie zum Trotz die grünen Büschel der typischen länglichen Blätter sprießen. Wer wissen möchte, wie ein Eukalyptusblatt schmeckt kann entweder einen Koala dazu befragen oder einen Grashalm kauen, relativ lange, nachdem er ein Hustenzuckerl gelutscht hat. Schmeckt eh irgendwie gut, aber jetzt nicht unbedingt die erste Wahl auf meinem Speiseplan.
So ähnlich ergeht es mir mit Vegemite. Was des Koalas Eukalyptusblatt ist des Australiers Vegemite. Eine Paste, dunkelbraun und zäh, die – so sagt man – hier der beliebteste Brotaufstrich ist. Bei meinem Erstversuch beging ich gleich den typischen Anfängerfehler, mir – gierig auf die lokale Leckerei – das Brot einen halben Finger dick mit dem Zeug zu bestreichen. „Nicht gut“ wäre ein Hilfsausdruck. Eine Geschmacksimplosion irgendwo zwischen Staufferfetten und Suppenwürfel. Schnelll wurde ich eines Besseren belehrt, dass die Schmiere nur hauchdünn aufzutragen ist – und siehe da, das Ergebnis war ein anderes: schmeckt eh irgendwie gut, aber jetzt nicht unbedingt die erste Wahl auf meinem Speiseplan.
So lassen wir uns treiben, zwischen Eukalyptus und Vegemite, Hügeln und Meer, Zeitzonen und Zeitlosigkeit, der Konzentrationsübung „Kreisverkehr andersherum“ und kontemplativem Dahingleiten. Und passieren gerade ein Schild: „Slow down, speed kills“. Mei Red, drum sind wir ja auch da.
