Knobelknöpfe, Bergfresser, Schidünenzauber, alte Riesen und seltsame Hutverbotszonen

Wenn schon Regenwald, dann das volle Programm, haben wir uns gedacht und uns Kanus gemietet, um das zuvor zu Fuß ausgiebig und genussvoll von innen erkundete Gebiet rund um das verschlafene Örtchen Corinna vom Wasser aus zu erleben. Erst den breiten Pieman River entlang, dann weiter in die Stille des Whyte River, um uns herum nur das Rauschen des Windes in den Bäumen und das Gezwitscher der Vögel. Schwer, dieses Erlebnis in Worte zu fassen – unvergesslich ist es auf alle Fälle.

  

 Vor der Weiterfahrt galt es noch, das Rätsel zu lösen, wie wir denn nun auf die andere Seite des Flusses gelangen könnten. Geduldig arbeiteten wir uns von Punkt eins bis Punkt fünf der Anleitung durch – um dann zu erfahren, dass der Klingelknopf auf dieser Seite des Flusses defekt ist (und waren knapp daran, die Tafel um Punkt 6 „Button not working – please use the one on the other side of the river“ zu ergänzen). 

  

Unser nächster Stop nach dem Urwald war das genaue Gegenteil: die Minengegend rund um Strahan. Hier wurde beziehungsweise wird Erz abgebaut, die Landschaft ist von den Baggern zerfressen und bietet ein bizarres Bild aus Wäldern auf der einen und ausgeräumter Landschaft auf der anderen Seite. Am schrägsten daran war die Fahrt durch Gormanston, eine ehemalige Kleinstadt erzsuchender Glücksritter, die nur mehr aus ein paar bewohnten Häusern besteht, der Rest ist eine Geisterstadt, in der selbst die Gespenster kaum Häuser mehr zum Spuken finden. Was hier einmal gestanden ist wurde abgerissen oder ist eingestürzt, die Straßen erinnern an eine ganz normale Kleinstadt, nur ohne Bewohner und Gebäude.

  
Ebenfalls in der Nähe von Strahan liegt auch eine ganz besondere Landschaft: die Henty Dunes. Über eine Länge von 20 und eine Breite von zwei Kilometern zieht sich die hügelige Dünenlandschaft am Meer entlang. Am Wochenende kommen die Menschen zum Rodeln und Snowboarden hier her. Nach den ersten Schritten im Sand dieser im wahrsten Sinn des Wortes schrägen Welt aus Hügeln war mir auch klar, wie naheliegend das ist. Der Sand fühlt sich unter den Füßen fast an wie warmer Neuschnee. Nur die Schihütte sucht man vergebens – hier ist außer Dünen, jede menge Fußspuren von diversen Beuteltieren und Grasbüscheln nichts. Gar nichts. Außer Ruhe und ein wunderbarer Blick auf’s ferne Meer. 

 

Von Strahan führte unsere Route dann weiter durch den Franklin-Gordon Wild Rivers Nationalpark, wo 400 Jahre alte Riesenbäume, die zu den größten der Welt zählen, auf uns warteten. Wie klein und unbedeutend man sich fühlt, wenn man unter so einem Koloss steht und nach oben schaut. Gigantisch!

 
Mittlerweile sind wir in Hobart, der sympathischen Hauptstadt von Tasmanien angekommen. Nach all der Natur tut ein bisschen Kleinstadtleben auch mal ganz gut. Die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Tasmanier ist auch hier allgegenwärtig. So standen wir geschlagene zehn Sekunden vor einer Tafel mit einem Plan von Hobart und wurden auch schon von einer Dame angesprochen, ob wir Hilfe brauchen, etwas suchen. Nur Hutträger scheinen hier entlang des Meeres nicht willkommen zu sein, aber das ist eine andere Geschichte …