Zwitscherbäume, Abschiede, Wolkenspiegelkratzer und Glücksfunde

Bruny Island – das ist eine kleine Insel im Süden von Tasmanien. Es ist nur eine viertel Stunde mit der Fähre von der Hauptinsel Tasmanien entfernt und doch wieder eine andere Welt. Sandpisten führen durch das Buschland, die Insel ist etwa so groß wie Singapur und hat gerade einmal 600 Einwohner, die zwischen stürmischen Buchten, Wattewolkenbergen, Massen von Wallabys (hin und wieder sogar einem der seltenen weißen Exemplare) und zwitschernden Bäumen jenseits aller Hektik einen Ruheplatz gefunden haben.

       
Auch die Geschichte der Aboriginals ist hier erstmals sehr präsent, es gibt einen ambitionierten Verein, der sich zum Ziel gesetzt hat, das Schicksal der Urbevölkerung in Erinnerung zu rufen. Rund um die Insel erzählen Tafeln über das Leben jener Menschen, die zehntausende Jahre vor den Briten hier zu Hause waren. Das ändert freilich nichts daran, dass dieses friedliche Volk brutal vertrieben, abgeschlachtet, verjagt, ausgerottet wurde und macht die Verbrechen, die passiert sind, nicht ungeschehen. Und doch halte ich es für wichtig, dass nicht darauf vergessen wird, was hier passiert ist, auf welchem Boden das entspannte, gemütliche Leben hier aufgebaut wurde. 

  
Viele schöne Erinnerungen habe ich an Bruny, die Menschen, die ich kennenlernen durfte, die Gastfreundschaft, mit der wir empfangen wurden, den Spaß, den wir hatten. Nach fünf Tagen ging es wieder mit der Fähre zurück auf’s Festland von Tasmanien. Aufgeladen und inspiriert, glücklich und nur ein ganz kleines bisschen wehmütig – weil ich sicher bin, dass es kein Abschied für immer war, dass ich wiederkommen werde. 

Vor der Überfahrt zurück auf’s Mainland galt es noch, uns von Wolfgang zu verabschieden, der leider wieder die Heimreise antreten musste. Es war eine wunderbare Zeit zu dritt, lustig, entspannt, unkompliziert. Kaiserschmarren im Regenwald, Alpakas vor der Haustüre, Fotosafaris in der Abenddämmerung, fantastische Geschichten, Drachensteigen lassen am Strand, selbstgemachte Malakofftorte auf Bruny Island – danke für die schöne Zeit und dir und Rabe Socke eine gute Heimreise!

  
Für uns war Melbourne der nächste Zwischenstopp auf unserer Tour. Eine bunte, lebendige, pulsierende Stadt der Vielfalt und Lebensfreude. Nach der entspannten Ruhe in Bruny, wo die Natur sich selbst erschafft und der Mensch es sich nur an wenigen Plätzen gemütlich gemacht hat, in diese Metropole aus Wolkenspielgelkratzern, Geschäften, permanent verfügbarem Handyempfang, Parks, Beisln und absurden sommerlichen Weihnachtsmärkten (inklusive Santa mit Surfbrett und Weihnachtskoala am Baum) einzutauchen, war eine willkommene Abwechslung. Und für mich doch auch ein wenig beklemmend, die Enge der Großstadt zu spüren.   

  

  
So zogen wir nach zwei Nächten weiter in Richtung Blue Montains, unserem nächten Ziel. Eigentlich haben wir nur ein einfaches Quartier für eine Nacht gesucht. Gefunden haben wir das nächste kleine Paradies. Über Airbnb sind wir auf ein reizendes Ehepaar gestoßen, die hier im Nirgendsland rund um Springhurst auf einem kleinen Hügel in einem wunderschönen Haus lebt. Vor dem von unserer Gastgeberin selbstgekochten Abendessen gab es erst einmal einen Aperitiv auf dem hauseigenen „Drinking Rock“, ein gemütlicher riesiger Felsen am Hang mit Tischchen, Sesseln, einer Hollywoodschaukel und einem Fernblick, der das von den beiden hausgemachte Olivenöl, die zugehörigen Oliven, die frisch gepflückten Himmbeeren und Pfirsiche, den wunderbaren Wein und herrlichen Käse beinahe in den Schatten stellte. Für den Hauptgang wechselten wir dann auf die Terrasse, wo der orangerosablaue Sonnenuntergang mit den üppig aufgetischten Köstlichkeiten um die Wette eiferte. Und als Krönung wurden wir mit einem Sternenhimmel beschenkt, der sich kaum in Worte fassen lässt. Sternenzauberglitzerschnuppenhimmelslichterzirkuszelt. 

  
Es ist einer dieser Orte, an denen man sich vom ersten Moment an zu Hause fühlt. Da kann man am nächsten Tag nicht einfach weiterfahren, wir bleiben noch eine Nacht…

Ah ja, auch schon beinahe vergessene Freunde treffen wir hier wieder – die allgegenwärtigen Fliegen. Auf Tasmanien ist es um einiges kühler, meist hatten wir zwischen 10 und 20 Grad Höchsttemperatur, da fühlen sich die kleinen Quälgeister nicht so wohl wie am deutlich wärmeren Festland. Heute soll es bis zu 37 Grad bekommen, da leben die summenden Gfraster richtig auf. Zum Glück haben wir „Aerogard“ entdeckt. Was auch immer drinnen sein mag in der rettenden blitzblauen Flasche, das Zeug hält die Biester zumindest ein bissl auf Abstand und ermöglicht halbegs ungestörtes Atmen, Reden und Essen.